Barsbüttel, 06.12.2021 – Die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Barsbüttel am Stiefenhoferplatz hatte ein Problem zu lösen. Denn der Dachboden des Gemeindehauses war für Wartungs- und Reparaturarbeiten eigentlich nur von Akrobaten zu betreten. Was bislang fehlte, war ein mindestens 50 Zentimeter breiter Steg, um den Boden in ganzer Länge begehen zu können. Jetzt ist er da, in mehrtägiger Arbeit errichtet von Klient*innen der tohus gGmbH.
Die Idee zu dieser Kooperation hatte Joachim Schroeder vom Bauausschuss des Kirchenvorstandes. Als ehemaliger Aktivist des Bürgerhauses Barsbüttel und häufiger Mittagstischgast im Café tohus des Bürgerhauses hatte er die handwerklichen Fähigkeiten der tohus-Klient*innen im Bürgerhaus schätzen gelernt. Jetzt griff er auf diese Erfahrung zurück und heuerte die tohus gGmbH für die Arbeit auf dem 24 Meter langen Dachboden an.
Mats Fokuhl, Bezugsbetreuer der tohus gGmbH und Anleiter des Handwerker-Teams: „Dieser Auftrag hat uns wieder einmal ermöglicht, echte Arbeitsluft zu schnuppern und neue Erfahrungen dabei zu sammeln.“ Dazu gehörten die Bauvorbesprechungen, die Erkundung des Dachbodens, die Materialauswahl, der Einkauf, die Erstellung eines Verlegemusters für größtmögliche Trittsicherheit sowie das Zuschneiden und Verschrauben der Bohlen. Und als Bonus fertigte das tohus-Team an der Dachluke sogar noch einen Handlauf.
Für die tohus gGmbH gehören solche Aufträge zum inklusiven Konzept, Menschen, die aufgrund psychischer Schwierigkeiten als nicht mehr so belastbar gelten, Schritt für Schritt wieder an das Arbeitsleben heranzuführen, zumal einige Klient*innen auch schon einschlägige Erfahrungen auf dem Bau haben. Die Kirchengemeinde scheint das Ergebnis der Arbeit überzeugt zu haben, denn sie hat weitere Aufträge und sogar eine zeitweise Nutzung des Jugendkellers mit Tischtennisplatte, Kicker- und Billardtisch in Aussicht gestellt. Für die Klient*innen eine Grund zu großer Freude.
Barsbüttel, 19.11.2021 – Die Prokuristin verlässt die tohus gGmbH und geht in den Ruhestand. Das wäre eine Kurzmeldung, wenn es dabei nicht um Sabine König ginge. Denn als Teil der Geschäftsführung verlieh sie der tohus gGmbH in 12 Jahren Zugehörigkeit Stabilität und Kreativität: durch ausgefeilte Konzeptarbeit, humorvoll moderierte Strategietage und auch in den oft komplizierten Verhandlungen um die Leistungsvereinbarungen, die den Betrieb sozialer Träger finanziell überhaupt erst möglich machen. Alles nach dem Ratschlag des Psychologen Jordan Petersen: „Stelle dich freiwillig den Anforderungen des Lebens. Reagiere auf eine Herausforderung, anstatt dich auf eine Katastrophe vorzubereiten.“
So ist es nicht verwunderlich, dass sich zur Verabschiedung von Sabine König im Café tohus des Bürgerhauses Barsbüttel ein großer Teil der Mitarbeitenden und auch Klient*innen einfanden um „tschüss“ zu sagen. Denn Sabine König war nicht einfach nur Prokuristin, sondern als Bereichsleitung im Süden Stormarns auch sehr eng mit den Klient*innen verbunden, kannte ihre Sorgen und Wünsche und brachte auch dort ihren genauen Blick für das Wesentliche ein.
Tobias Gaiser, 1. Geschäftsführer der tohus gGmbH, konstatierte in seiner Rede denn auch etwas wehmütig: „Dein Einsatz, deine Haltung und deine Fachlichkeit werden uns allen sehr fehlen. Deine Freundlichkeit, deine immer selbstverständliche Hilfsbereitschaft, dein Humor und deine Warmherzigkeit noch viel mehr.“ Pastor Eckart Drews, 2. Geschäftsführer der tohus gGmbH griff sogar zur Gitarre und sang zur Melodie von Reinhard Meys Lied „Gute Nacht Freundin“ Selbst-Gedichtetes, u.a.:
Für die Freiheit, die als steter Gast bei dir wohnt,
hab Dank dass du nie fragst, was es bringt, ob es lohnt.
Vielleicht liegt es daran, dass man beinahe meint,
dass in deiner Nähe das Licht wärmer scheint.
Und damit der ehemaligen Prokuristin auch im Ruhestand nicht langweilig wird, hatte jedes Mitglied des Leitungsteams als Geschenk ein Buch speziell für Sabine König ausgesucht. Dazu gab es Zutaten für ein Großstadtabenteuer in Sachen Kultur, Shopping und und feinem Essen und von den verschiedenen Teams viele Pflanzen – unter anderem ein Ginko – für den Garten.
Fast vier Stunden dauerte die Feier unter 3G-Bedingungen mit tagesaktueller Testung für alle und zum Schluss fiel die Trennung voneinander sichtlich schwer.
Bargteheide, 18.09.2021 – die tohus gGmbH und das JugendArbeitsTeam bringen bei der Graffity Party Bagdad City Volume 3 am 17.09.2021 fast 60 Kinder, Jugendliche und Jungerwachsene zum kreativen Austausch an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule zusammen.
Am Freitagnachmittag bis in die Abendstunden kamen etwa 60 Kinder, Jugendliche und Jungerwachsene auf dem Gelände der Dietrich-Bonhoeffer-Schule zusammen, um die Anbauten am Parkplatz der Schule mit ihren Graffities zu verschönern. Nach den erfolgreichen Graffiti-Parties im September vergangenen Jahres und im Juni diesen Jahres war dies das dritte von der Stadt Bargteheide unterstützte Event. Graffity Party Bagdad City Volume 3, so der Name des von der tohus gGmbH und dem Jugendarbeitsteam der Stadt in Szene gesetzte Ereignis.
Beate Bergemann, Schulleiterin der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Bargteheide: „Das ist eine tolle Sache und es wird genau die richtige Zielgruppe erreicht. Das Gute ist ja, dass die Schülerinnen und Schüler an den Wänden der Schule etwas Anregendes hinterlassen und dadurch eine hohe Selbstwirksamkeit spüren.“
Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht: „Ich freue mich über dieses tolles Kooperationsprojekt und danke allen Beteiligten. So wird Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, legal ihre Stadt künstlerisch mit Graffitis zu gestalten. Gleichzeitig werden viele sonst farblose Ecken so zum bunten Hingucker.“
Alle bisher besprayten Flächen an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule können auch weiterhin kreativ für Grafitty-Gemälde genutzt werden. Dafür hat die Stadt gesorgt und damit ist Bargteheide wohl eine der Städte in Deutschland, die sich am stärksten für die künstlerischen Interessen von Kindern, Jugendlichen und Jung-Erwachsenen einsetzt.
Bargteheide, 19.06.2021 – „Graffiti ist Gegenwartskultur, eine Art sich künstlerisch auszudrücken“, sagen Fabian Josten und Maike Beecken (tohus gGmbH), Straßensozialarbeiter der Stadt Bargteheide. Und weil ein Riesenbedarf an dieser Aktivität besteht, hatten die beiden gemeinsam mit dem Jugendarbeitsteam Bargteheide (JAT) und Unterstützung der Stadt Bargteheide, des Schulvereins und der Rotarier mit dem Volume 2.0 eine Neuauflage der „Graffiti Party Bagdad City“ an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule im vergangenen Jahr organisiert.
Etwa 70 meist Jugendliche und junge Erwachsene waren am vergangenen Freitag zur Sporthalle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule gekommen, um der Ostwand der Halle zwischen 12 und 20 Uhr im Rahmen der „Graffity Party Bagdad City Volume 2.0“ ein neues Gesicht zu geben. „Nach der langen Zeit des harten Corona-Lockdowns ein Lichtblick. Es hat viel Spaß gemacht und alle haben sich an die Hygiene-Auflagen gehalten“, so Fabian Josten.
Das Ziel: in Bargteheide öffentliche Graffiti-Flächen zu schaffen und diese gemeinsam mit Künstler*innen zu gestalten. Die Flächen können mit Erlaubnis der Stadt Bargteheide anschließend jederzeit legal genutzt werden. Ein möglicher Nebeneffekt: Durch dieses Angebot könnte an anderen Stellen der Stadt eventuell weniger illegal gesprüht werden.
Auch die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport Ina Schaefer (Grüne) schaute mit ihren Kindern am vergangenen Freitag vorbei. “Ein echter Lichtblick”, freut sich die zweifache Mutter. ”Ich begrüße das Projekt ausdrücklich”, betont sie. Fehlende Angebote für Jugendliche seien in Bargteheide schon lange ein Problem, so Schaefer. Da gebe es in der Stadt noch einiges zu tun.“
Weil es nach der ersten „Graffity Party Bagdad City“ im vergangenen Jahr zwischen verschiedenen Teilen der Szene immer wieder zu Unstimmigkeiten gekommen war, ist für die künstlerische Gestaltung der Sporthalle jetzt folgende Lösung angepeilt worden: Die Nordseite wird zur „Hall of Fame“ umbenannt. Sie soll Künstler*innen vorbehalten sein, die eher hochwertige und kostenaufwendige Bilder sprayen. Die neu hinzu gekommenen Fläche an der Ostseite ist mehr zum Ausprobieren da. Aber auch hier zeigt sich: Es sind einige beachtenswerte Bilder dazu gekommen, auf die die Stadt Bargteheide stolz sein kann.
Bargteheide, 26.03.2021 - Fast ein Dutzend Jugendliche und Jung-Erwachsene atmeten am Freitag, dem 26. März, förmlich auf. Endlich war wieder etwas los in Bargteheide – ganz speziell für sie organisiert. In Bahnhofsnähe, auf dem Geländer der Villa Wacker, wo die Streetworker der tohus gGmbH einmal wöchentlich schmackhafte Gemüseeintöpfe für jeden, der kommt, ausgeben und auch Workshops über den Bau von Lastenfahrräder oder nachhaltige Jugendarbeit veranstalten, hatten die Streetworker Fabian Josten und Maike Beecken eine 12 Quadratmeter große Wand aus Holzplatten aufbauen lassen.
Sechs Stunden lang konnten die Jugendlichen diese Wand mit phantasievollen Bildern und ihren Tags besprühen – mit Abstand und Maske. Denn zuvor hatten die jungen Leute sich per Unterschrift bereit erklärt, sich an das von den Streetworkern ausgearbeitete Hygienekonzept zu halten. „Wir betrachten diese Aktion als Lichtblick mit Sicherheitsgarantie, quasi als Experiment, was unter den harten Bedingungen eines Lockdowns funktioniert“, sagt Streetworker Fabian Josten, denn ansonsten würden Treffen von Jugendlichen manchmal auch ohne Beachtung des Infektionsschutzes stattfinden und das sei eben nicht sicher.
Einige der am Graffity-Event auf dem Gelände der Villa Wacker teilnehmenden Jugendlichen und Jung-Erwachsenen zeigen sich über die eingeschränkten Möglichkeiten im Lockdown denn auch etwas frustriert. Paula (18 Jahre): „Schade, dass bestehende Angebote zur Zeit gestrichen sind und es für Jugendliche kaum Möglichkeiten gibt, zusammen zu kommen.“ Der ebenfalls 18jährige Ole ergänzt: „Schön wäre es, wenn es für die große Graffity-Szene in Bargteheide und Umland mehr freie Flächen zum kunstvollen Besprühen gäbe.“
Für die Streetworker der tohus gGmbH, die im Auftrag der Stadt in Bargteheide unterwegs sind und sich um geeignete Unterstützung für Menschen in prekären Lebenssituationen, mit Suchtproblemen oder psychischen Schwierigkeiten kümmern, wird es aber zunehmend schwieriger, sich auch für die Jugendlichen zu engagieren. Ihnen fehlt einfach die Zeit. Bedarf gibt es aber auf jeden Fall. Das zeigt schon die stark frequentierte Wand an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, die im vergangenen Jahr mit der Graffity-Party Bagdad-City unter Beteiligung einer Szene-bekannten Künstlergruppe aus Hamburg eingeweiht wurde.
Bargteheide, 20.02.2021 – Am 13. Dezember 2020 entdeckte Maike Beecken im Programm der ARD einen Beitrag über New York, der sie elektrisierte. Es ging um eine Künstlerinitiative, die mitten in Brooklyn einen türkisfarbenen Kühlschrank aufgestellt hatte, um finanziell von der Corona-Pandemie Betroffenen einen einfachen und kostenfreien Zugang zu Lebensmitteln zu verschaffen. Aufschrift „Take what you need – Leave some for others“. So etwas könnte man doch auch in Bargteheide machen, dachte die Streetworkerin der tohus gGmbH und begann, diese Idee zusammen mit ihrem Kollegen Fabian Josten und interessierten Klient*innen in Form einer GRATIS-ESS-BAR in die Tat umzusetzen.
Am Freitag, dem 19. Februar, war es dann so weit. Auf dem Gelände der tohus gGmbH und Foto Jessen gegenüber dem Rathaus bemalte ein Bargteheider Künstler einen ausrangierten Kühlschrank. Das Motto: täglich von 10-18 Uhr kann jeder frische, verpackte Lebensmittel hineinlegen. Und wer es braucht, kann sich welche herausnehmen – Tür öffnen, auswählen, zugreifen, Tür schließen und zu Hause eventuell eine leckere Mahlzeit kochen. Und damit alles hygienisch zugeht, wird der Kühlschrank einmal täglich gereinigt und auch das Haltbarkeitsdatum des Inhalts überprüft. Maike Beecken: „Wir Streetworker erleben in diesen Zeiten des Lock-Downs, dass sich die soziale Lage vieler Menschen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit zunehmend verschärft. Andererseits sind viele Menschen bereit, sich zu engagieren. Die GRATIS-ESS-BAR bietet beiden neue Möglichkeiten.“
Viele Passanten reagieren positiv auf die Aktion, bleiben stehen und fragen nach. Margret Büchler: „Das ist doch großartig. Es sind doch so viele bedürftig und bevor ich Lebensmittel wegwerfe, kann ich sie doch hierher bringen.“ Als Sönke Timmermann mit seinem Sohn Adrian vorbeischlendert, nickt er anerkennend: „Ich finde es klasse, weil es immer gut ist, für Menschen etwas zu machen, die es im Leben nicht leicht haben und sich dann auch noch selber beteiligen können.“ Auch Anne-Sophie Karlsen von der Bargteheider Buchhandlung in direkter Nachbarschaft zur tohus gGmbH findet es super, dass sich jeder, der es braucht, etwas aus dem gelben Kühlschrank nehmen kann.
Bereits Mitte Dezember hatten die Streetworker der tohus gGmbH mit einem ähnlichen Projekt begonnen. In Bahnhofsnähe auf dem Gelände der Villa Wacker kochen sie jeden Dienstag frisches Gemüse in einem Kessel und geben diesen Eintopf zwischen 15 und 17 Uhr an hungrige Menschen aus – an Singles, Paare und Familien, die mit ihren Tupper-Dosen vorbeikommen und sich einschenken lassen. Dabei ergeben sich – natürlich mit ausreichend antiviralem Abstand – manchmal kurze Gespräche. Auch das ist ein grundlegendes Bedürfnis, dessen Berücksichtigung in Zeiten des Lockdowns oft zu kurz kommt, so die Streetworker. SOUL-KITCHEN nennen sie ihr Projekt und entsprechend werden die Menschen auf dem Gelände der Villa Wacker immer dienstags mit Soulmusik beschallt. Eine fetzige Ergänzung der seit langem bestehenden und so wirkungsvollen Bargteheider Ausgabestelle der Ahrensburger Tafel e.V. an jedem Freitag.
Viele Menschen aus der Umgebung haben sich bereit erklärt, beim Kochen auf dem Gelände der Villa Wacker mitzumachen. Doch wegen der Corona-Auflagen ist das leider nicht möglich. Auch deshalb haben die tohus- Streetworker die GRATIS-ESS-BAR initiiert, als unkompliziertes Geben und Nehmen und als Zeichen der Solidarität in diesen nicht immer leichten Zeiten. Noch ist der alte Kühlschrank in der Rathausstraße 21 allerdings nicht an das Stromnetz angeschlossen. Sollte sich das Projekt bewähren, müsste für die kommenden wärmeren Tage ein neuer angeschafft werden – mit öffentlichem Segen, Strom-Paten und allem, was sonst noch dazugehört.