17.12.2018
Lebendiger Adventskalender in Bad Oldesloe
Den lebendigen Adventskalender gibt es seit 2016 und die Idee dahinter ist einfach: In den 24 Dezember-Tagen bis Weihnachten geht irgendwo in der Kreisstadt ein geschmücktes und hell erleuchtetes Fenster oder eine Haustür auf und lädt dazu ein, Nachbarn kennenzulernen, ins Gespräch zu kommen und sich gemeinsam auf das Weihnachtsfest einzustimmen. In diesem Jahr öffnete auch tohus sein Türchen. Viele Nachbarn folgten der Einladung in die Lübecker Straße 37 und verbrachten einige Stunden bei Lagerfeuer, Stockbrot und Punsch. Der Musiker Dirk Zeller aus Ahrensburg sorgte mit Gitarre und Gesang für den stimmungsvollen Hintergrund-Groove.
Weihnachtspost in Barsbüttel
Am 10. Dezember eröffnete das Café tohus im Bürgerhaus Barsbüttel eine vorweihnachtliche Schreibstube. Etwa 25 Menschen kamen und schrieben bei Gebäck und Heißgetränken ihre Grüße an Verwandte und Freunde. Einige waren nur wegen des Gebäcks gekommen, wurden von der kreativen Atmosphäre aber derart angesteckt, dass auch sie zu den bereit gelegten Stiften griffen. Postkarten und Briefmarken spendierte die tohus gGmbH und sorgte auch für den Versand, damit die Grüße die Adressaten noch rechtzeitig erreichen.
Ucycling in Bad Oldesloe
Was lässt sich aus alten Zelten nicht alles machen, der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Eine tohus-Mitarbeiterin entschied sich für Taschen. So konnten sechs Nähinteressierte vom 10. bis 14. Dezember zu einem Workshop zur GARTEN CONNECTION in die Bahnhofstraße 7 kommen und sich unter fachgerechter Anleitung an einigen Nähmaschinen ausprobieren. In der Tischler-Werkstatt, wo sonst gesägt und gehobelt wird, war jetzt Feinarbeit mit Nadel und Faden angesagt. Jeder konnte sein Produkt mit nach Hause nehmen und zeigte sich sichtlich zufrieden mit seiner Kreativ-Arbeit.
10.12.2018 – Die Klasse 4c der Stadtschule Bad Oldesloe war voller Elan dabei: Hochbeete zusammenbauen, mit Erde befüllen und dann darin Pflanzen setzen. Ein für die Mädchen und Jungen neuer pädagogischer Impuls mit Lernen draußen in der Natur. Die sogenannte Draußenschule in einer Kleingartenparzelle des Bootsvereins an der Trave mit der Erkundung des Brenner Moors gehört zum Konzept der Stadtschule. Immer donnerstags ist die Parzelle für die 4c reserviert.
Entscheidend unterstützt wurde die Aktion von GARTEN CONNECTION B7 in der Bad Oldesloer Bahnhofsstraße. Hier gehen Klienten der tohus gGmbH einer Beschäftigung nach und produzieren Outdoor-Möbel. Inzwischen sind ihre Qualitäts-Hochbeete in der Umgebung so bekannt, dass auch die Stadtschule nachfragte und zwei bestellte. Auch in pädagogischer Hinsicht haben die Männer von GARTEN CONNECTION B7 inzwischen einige Erfahrung und so hatten alle ihren Spaß. Olli aus der 4c: „Der Donnerstag ist der beste Tag der Woche.“
Zwei Tage benötigten die Männer von B7 und die Kinder Klasse 4c zum Aufstellen der Beete. Die einzelnen Komponenten hatten die Klienten zuvor in ihrer Werkstatt gefertigt. Nicht unterschlagen werden soll hier, dass noch andere Kooperationspartner der Stadtschule durch Spenden zum Gelingen der Aktion beigetragen haben: der Lions Club, die Rossmann-Henkel-Stiftung und die Optikerkette Fielmann.
29.11.2018 – Zum 5. Mal haben eine Suchtexpertin, die Entwöhnungseinrichtung Wohnhaus Rothenmoor der tohus gGmbH und das Emil-Behring-Gymnasium in Großhansdorf einen Informationsvormittag über den Konsum von illegalen Drogen und seine Folgen organisiert.
Etwa 60 Schüler und drei Lehrer aus den neunten Klassen des Emil-Behring-Gymnasiums waren nach Bargfeld-Stegen gekommen, um sich über illegale Drogen wie Cannabis, Kokain und Heroin sowie die Folgen des Konsums zu informieren. Im Mittelpunkt des Interesses: Susanna Uhlmann, Fachärztin für Psychiatrie, Psychotherapie, suchtmedizinische Grundversorgung und Sozialmedizin, sowie die drei Klienten Lars, Vanessa und Andreas.
Für Susanna Uhlmann sind diese Informationsveranstaltungen ein Herzensanliegen: „Ich möchte erreichen, dass jeder Schüler das Risiko kennt, eine kritische Haltung entwickelt und im Ernstfall frühzeitig Hilfe annimmt.“ So knüpft sie an die Erfahrungen der Schüler an und beginnt ein Frage-Antwort-Spiel zu den Themen Konsumwunsch, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, Vernachlässigung von Familie und Freunden sowie Folgeerkrankungen.
So richtig spannend wird es aber erst, als die Klienten Lars, Vanessa und Andreas zu Wort kommen und ihre Lebensgeschichten erzählen: schon früh Probleme im Elternhaus, mit 13 Jahren ältere Freunde, trinken, kiffen, spritzen, stehlen, Entzug, Familiengründung, Rückfall, zwangsweise Trennung vom eigenen Kind, wieder Entzug, Therapie und wieder Rückfall. Jetzt sind sie seit Monaten im Wohnhaus Rothenmoor, entwickeln hier eine Tagesstruktur und stabilisieren sich mit sozialtherapeutischer Hilfe. Ihr Ziel für die Zeit danach: Unterstützt wohnen in teilstationären Wohngemeinschaften oder Appartements und dann wieder arbeiten können.
Angesichts solcher Lebensgeschichten herrscht erst einmal Schweigen unter den Schülern. „Das berührt mich und ich lerne daraus“, sagt Lasse etwas später, „ich kenne die drei gar nicht und sie lassen mich in ihr Leben eintauchen – stark!“ Auf einen solchen Lernprozess setzt auch Ingrid Hüniken, Mittelstufenkoordinatorin des Emil-Behring-Gymnasiums: „Als Ergänzung des Biologieunterrichts besuchen wir zur Prävention vom Rauchen, von Essstörungen und von Alkoholmissbrauch verschiedene Institutionen und jetzt das Wohnhaus Rothenmoor zum Thema Drogen.“
Dann folgen noch eine Fragerunde der Schüler an die Klienten, ein Rundgang durch das Haus und die Bitte von Susanna Uhlmann, Lars, Vanessa und Andreas per Brief persönliche Rückmeldungen zu geben. Für die Klienten ein wichtiger Impuls zur Reflexion. „Einige Klienten hängen sich die Briefe der Schüler sogar über das Bett“, so Beate Buntfuß von der tohus gGmbH.
11.11.2018 – zwischen den Hochhäusern Im Hölk/Poggenbreeden und den niedriggeschossigen Miet- und Reihenhäusern der Umgebung sieht so mancher in Bad Oldesloe eine unsichtbare soziale Grenze verlaufen. Auf der einen Seite der sogenannte soziale Brennpunkt, auf der anderen Seite das gehobenere Wohnumfeld. Mit dem Graffiti-Workshop „Kulturelle Vielfalt trifft virtuelle Realität“ sollte diese Grenze jetzt aufgebrochen werden.
Acht Graffiti-Künstler, 30 Kinder und Jugendliche sowie einige neugierige Zuschauer kamen am Sonntag von allen Seiten zusammen, um sich auszuprobieren oder einfach nur dabei zu sein. Es begann mit einer Einführung durch die Künstler, nämlich dem Zeichnen von Motiven und einer Portion Theorie: z.B. einer Demonstration, wie unterschiedlich die verschiedenen Sprühaufsätze auf den Farbdosen, die sogenannten Caps, in der Praxis wirken. Dann konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops selbst zu Atemschutzmasken und Sprühdosen greifen, vorbereitete Holzplatten grundieren und ihre Tags und Bilder darauf verewigen. Genutzt wurden auch kleinere Platten und Schrankwände von einem Sperrmüllhaufen ganz in der Nähe.
Initiator der Aktion ist „Plan B“, ein Kooperationsprojekt des Quartiersentwicklungsprojekts Q8, der Stadt, des Familienzentrums der Evangelischen Kirche, des Vereins ERLE, Horizonte, ehrenamtlicher Unterstützer und der tohus gGmbH. Plan B macht in der Ladenzeile zwischen den beiden Hochhäusern soziale Beratung und betreibt auch das Café Plan B.
In ihrem Konzept schreiben die Initiatoren: Wir wollen „Menschen mit unterschiedlichen Gewohnheiten, Einstellungen und eventuell sogar Lebensentwürfen zusammenbringen und Grenzen in den Köpfen überwinden – durch Reden, gemeinsame Aktion und die Erstellung eines sehenswerten Produkts (Graffiti), an dem später nicht nur die Beteiligten, sondern jeder Nachbar teilhaben kann. Ein wichtiges Anliegen in einer Zeit, in der persönliche Einstellungen und politische Meinungsäußerungen in unserer Gesellschaft ganz offensichtlich auseinanderdriften.“
Beteiligt an dem Workshop war auch der Kreisjugendring Stormarn e.V. und fügte dem Motto „kulturelle Vielfalt“ das Motto „virtuelle Realität“ hinzu. Im Rahmen dieser Kooperation werden einige Produkte des Workshops auch beim Festival "WIR SIND. WE ARE. VR" ausgestellt.
Von Anfang an unterstützt wurde das Projekt auch vom Eigentümer der Hochhäuser Im Hölk/Poggenbreeden. Die Adler GmbH gab 750 Euro zur Materialbeschaffung dazu und stellt für den zweiten Teil der Aktion ca. 100 Quadratmeter Wandfläche zur Verfügung. Am Sonnabend, dem 17. November ab 10 Uhr nämlich werden die acht Workshop-Leiter gegenüber von Plan B selbst zur Dose greifen und diese Fläche künstlerisch bearbeiten. Remo Drews von der Objektverwaltung der Adler GmbH: „Das wird ein Hingucker, in dem sich die Bewohner der Häuser wiederfinden können und verhindert unschöne Schmierereien.“
3.11.2018 – einmal im Jahr qualmt es rund um das Jugendzentrum AKKU in Barsbüttel ganz gewaltig und völlig legal. Feuerfest nennt sich das Ereignis und die tohus gGmbH war wieder einmal dabei.
Wurfspiele, eine Bühne mit Musikgruppe, Sängern, Trommlern und Samba-Show und eine Lichtshow mit schwedischen Hölzern – da war es gut, dass auch die Jugendfeuerwehr dabei war. Das Feuerfest am Jugendzentrum zieht jedes Jahr weit mehr als 500 Besucher und viele Barsbüttler Vereine an, die sich hier präsentieren – bei schlechtem Wetter geschützt durch eine kleine Zeltstadt aus Kunststoff-Pavillons.
Mitarbeiter der tohus gGmbH aus Barsbüttel hatten einen Informationsstand aufgebaut und als kulinarische Attraktion gab es geschmorte Champignons aus einer großen Pfanne, wahlweise mit Knoblauch oder Creme Fraiche. Dieses Gericht beim jährlichen Feuerfest ist so beliebt, dass einige Besucher, die im vergangenen Jahr nichts mehr abbekommen hatten, sich gleich eine Portion reservieren ließen.
Für viele Anwohner aus Barsbüttel und die Klienten und Mitarbeiter der tohus gGmbH war das Feuerfest die Plattform für ein freudiges Wiedersehen. Denn man kennt sich aus dem Café tohus im Bürgerhaus und im Zusammenhang mit den dort stattfindenden Veranstaltungen. Hier betreiben die Klienten nämlich den Bistrobetrieb und das Veranstaltungsmanagement. Und so manch einer versorgte sich gern auch mit Informationen über weitere Angebote der tohus gGmbH, z.B. über die ambulante Unterstützung für psychisch erkrankte Menschen im eigenen Wohnraum.
Was die Pilz-Pfanne betrifft: Es wurden 35 Kilogramm Champignons geschmort und mehr als 200 Portionen ausgegeben. Mindestens jeder Dritte hat also als am Essen der tohus gGmbH genascht, wenn das nicht für Qualität spricht. Das Café tohus im Bürgerhaus Barsbüttel hat dienstags bis donnerstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet.
26.09.2018 – die Hochhäuser Im Hölk machen wieder von sich reden und zwar positiv. Nachdem sich die bisherigen Hausverwaltungen nicht so recht um defekte Aufzüge und Heizungen gekümmert hatten, ist mit einer neuen Hausverwaltung eine Wende eingetreten. Rückenwind für das zweite Color-Dinner, initiiert von der Gruppe „Plan B“, an der auch Sozialarbeiter der tohus gGmbH beteiligt sind.
Der Name Color-Dinner ist dem englischen Wort „Farbe“ entnommen, dann etwas eingedeutscht worden und steht für ein farbiges Erlebnis: Mit Fliederbeersuppe, Kartoffelsalat, polnischer Hähnchensuppe, orientalischen Genüssen und vielen Gesprächen, Tischkicker und Hüpfspielen. Für die Bewohner und ihre Unterstützer ein Highlight, nachdem letztere mit einer aktivierenden Befragung und anderen Aktionen im Brennpunkt um die beiden Hochhäuser ein neues Selbstbewusstsein befördert hatten, tohus hatte darüber berichtet. Mehr zum Color-Dinner jetzt in den Lübecker Nachrichten:
25.09.2018 - tohus ist mit seinen Klientinnen und Klienten immer öfter auch in der Natur unterwegs – mit dem Fahrrad, dem Kanu oder beim Bogenschießen – einen Tag, zwei oder drei Tage. Erlebnispädagogik heißt dieses Arbeitsfeld, mit dem die Mitarbeitenden therapeutisch-pädagogisch bedeutsame Zugänge zu den Klienten eröffnen. Jetzt hat tohus für eigene Mitarbeitende und Sozialpädagogen anderer Organisationen ein Grundlagenseminar durchgeführt. Titel: Die Macht der Natur.
Von Stormarn hin ins Biber-Feriencamp am Peetschsee im Herzen der Mecklenburger Seenplatte hieß es für die acht Teilnehmenden des Seminars. Für fast alle bedeutete dies auch, raus aus der Komfortzone, weg von ritualisierten Arbeitsabläufen, hin zu direkten körperlichen Erfahrungen mit einer Frischluftzufuhr für allzu gewohnte Gedankengänge. Also Kanus auf die Autos laden, Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, Kocher und Töpfe in den Kofferraum und all das am Zielort so aufbauen, dass es sich für jeden einzelnen und auch die Gruppe gut anfühlt. Das können Freiluft erprobte Klienten manchmal besser als Mitarbeitende, wie vieles andere auch. Deshalb kommen sie auf Fortbildungen manchmal mit, als Anleitende in einer neuen verantwortungsvollen Rolle. Das gibt Selbstvertrauen und eröffnet neue Perspektiven – für beide Seiten.
Nach dem Zeltaufbau kommt der Einstieg ins Thema „Kanu“: Was heißt es, gemeinsam in einem Boot zu sitzen, welche Sicherheitsvorkehrungen muss ich beachten, wie paddelt man richtig und kraftsparend? Nach dieser Einführung geht es auf das Wasser, die Teilnehmenden machen Kenter- und Bergungsübungen und stellen fest: Uh, das Wasser ist gar nicht so warm, wie es aussieht. Am Abend wird gekocht, kein Dosen-Food, sondern frisches Gemüse. Das ist etwas schwieriger, aber gesund und mit Klienten wird das auch immer so gemacht.
Am zweiten Tag wollen zwei Teilnehmende zu Fuß los, die anderen mit dem Kanu. Da spielen persönliche Bedürfnisse eine Rolle, wie bei Klienten auch. Die heikle Frage lautet dann: Wie bringen wir das alles unter einen Hut? Wie viel Freiheit braucht die Gruppe und wann muss führend eingegriffen werden? Im Kanu folgt eine Rundtour über verschiedene Seen, am Abend sind die Kollegen erschöpft. Aber auch hier gilt, in der Komfortzone lernt man nichts Neues. Und genau darum geht es ja, neue Erfahrungen zu machen und mit ihnen die eigene Komfortzone zu erweitern. Also wird noch einmal reflektiert, leider nicht am Lagerfeuer, denn das muss wegen Waldbrandgefahr ausfallen. Auch Outdoor-Kino mit den Fotos des Tages auf Laptop, Beamer und Leinwand, wie es häufig mit Klienten gemacht wird, findet heute nicht statt.
Auch am dritten Tag zeigen sich wieder die unterschiedlichen Rhythmen. Einige springen schon morgens ins Wasser, andere drehen sich in Ihrem Rückzugsort Zelt – ganz wichtig, jeder hat sein eigenes – noch einmal um. Aber dann kommt man wieder zusammen und es folgt eine Einheit Bogenschießen: Den Atem fließen lassen, konzentrieren, fokussieren und dann ins Schwarze treffen.
Erlebnispädagogen arbeiten viel mit solchen Metaphern und versuchen so ein neues Bewusstsein zu schaffen, damit die Erfahrungen auch in den Alltag transferiert werden können. Du denkst, du schaffst etwas nicht und gibst auf, bei einer Arbeit in der Psychiatrischen Tagesstätte beispielsweise. Aber wie war das damals am Peetschsee oder anderswo in der Natur? Da wolltest du auch aufgeben, hast aber trotzdem durchgehalten und zwar mit Erfolg. Welche guten Gefühle haben dich damals beseelt? Nimm sie als Motivation für den nächsten aktiven Schritt.
Natürlich klappt das nicht immer. Aber haben sich auf einer erlebnispädagogischen Fahrt erst einmal Abweichungen vom Verhaltensmuster gezeigt, können dadurch Veränderungen ausgelöst werden, die Selbstwertgefühl und Problemlösungsfähigkeit auch auf längere Sicht steigern. Das gilt für Klienten und Mitarbeitende gleichermaßen und deshalb wird bei tohus verstärkt für Outdoor-Aktivitäten geworben. Klienten werden eingeladen, man macht Feuer, stellt Projekte vor und bildet Interessengruppen. Wohin wird es wohl als Nächstes gehen und wie lange?
16.07.2018 – Inklusion macht Spaß und braucht Begeisterte – oder: warum der Baltic-Sea-Circle eben keine Urlaubsreise ist ….
Vorweg eine polemische Klarstellung...
Inklusion ist in unserer politischen und gesellschaftlichen Landschaft mittlerweile zu einem Kampfbegriff geworden. Aus einem selbstverständlichen "Jedes Leben zählt, jede und jeder gehört dazu und gemeinsam sind wir viele und vielfältig" – also aus einem Positivum in Bezug auf Gemeinschaft und Zusammenhalt – erwächst für viele ein Gefühl der Bevormundung, der Einschränkung, des verordneten Rücksichtnehmens: „Warum immer auf die Letzten warten? Warum in der Schule den Lerneifer unserer Kinder bremsen, nur damit auch behinderte Kinder mitgetragen werden?"
Und wir könnten das ausweiten – auf Frauen, auf MigrantInnen, auf Andersgläubige, auf Andersfühlende… "diese ewige politische Korrektheit ist ein Spleen der Gutmenschen und strengt ungeheuer an." Alle Normalmenschen sowieso. Schließlich will Mensch bleiben wie ich will – und so gesehen ist Inklusion etwas für Moralisten und Spaßverderber. Auf jeden Fall anstrengend und spaßbefreit!“ Ich fasse zusammen: Inklusion ist kein Begriff und schon gar kein Geschehen, das Menschen freudig in Bewegung bringt.
Und gern wird Inklusion dann an die Fachdisziplinen verwiesen: die Sozialarbeiter, die Streetworker, die Pädagogen in Schulen und Bildungswerken, die Gleichstellungs- und die Behindertenbeauftragten. Und damit raus aus dem eigenen Vorgarten, der eigenen Nachbarschaft, und letztlich dem eigenen Verantwortungsbereich.
Und dann kommt da eine Idee...
ein fast irre klingendes Projekt: Mit einem Schrottauto einmal rund um die Ostsee zu fahren. Als All-Inklusiv-Team. Mit Menschen aus der Nachbarschaft und Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Blind, suchtkrank, Heimbewohner, chronifiziert, kommunikationsgestört, beziehungseingeschränkt – doch alle beseelt von dieser einen Idee: Jede und jeder von uns trägt etwas dazu bei, dass diese Tour gelingt – eine Tour, die auch für sogenannte Normalmenschen eher einer Tortur denn einer Urlaubsfahrt ähnelt. Ohne Navi, ohne Autobahnen – auf Abenteuertrip in unbekannte Welten. Und es wächst eine Begeisterung im umliegenden Sozialraum, es finden sich immer mehr Unterstützer, die Follower auf facebook und WhatsApp werden zeitweise fünfstellig. Weil Begeisterung und Freude ansteckend sind. Weil plötzlich Identifikation entsteht: Das sind unsere Leute, unsere Bargteheider. Unsere Botschafter für ein selbstbestimmtes gemeinsames Ziel.
Und ob sich es nun um Fußball handelt (die Weltmeisterschaft läuft parallel in Rußland und unsere Crew wird oft mit Fans des runden Leders verwechselt), oder um Leistungs- und Freizeitsport oder ein Musikfestival oder eine Pilgerreise auf dem Jacobsweg – es ist das gemeinsame Interesse, das verbindet. Die gemeinsame Aktion, das Aufeinander-Angewiesen-Sein. Und eben nicht die Diagnose, die Einschränkung, der Hilfebedarf. Und mal ehrlich: Wer will im Fußballstadion oder am Lagerfeuer auf den Lofoten oder auf dem Mount Everest oder dem Nordkap schon erkennen, wer auf welche Art behindert ist? Denn plötzlich ist ob der gemeinsamen Aktion die Behinderung so etwas von egal – Freude, Sportsgeist, Begeisterung oder Dazugehörigkeit kennen diese Kategorie nicht. Weil sie in diesem Zusammenhang nicht zählt. Nicht wichtig ist. Nicht behindert.
Ein Teilnehmer der All Inklusiv Crew war in seinem früheren Leben einmal Fernfahrer. Ohne seinen Fachverstand für Motoren und Tourbus-Innereien wären sie schon in Südschweden buchstäblich auf der Strecke geblieben. Ob es in den Momenten wohl sehr egal war, ob er ansonsten auch unter einem Handicap leidet? Er hat sich die Tour zugetraut, hat sich auf die Vorbereitungen und die Assistenzen eingelassen – und war plötzlich tourentscheidendes Crew-Mitglied. Er hatte etwas einzubringen – war einzigartig und wichtig.
Die anderen, dieses Mal daheimgebliebenen Crewmitglieder, versorgten die Fans und Interessierten mit zeitnahen Reiseberichten, sie organisierten die Unterstützung, hielten Kontakt und standen „Gewehr bei Fuß“. Hatten jede und jeder die eigene und unverzichtbare Aufgabe als Beitrag zum gemeinsamen Gelingen.
Und plötzlich war Inklusion nicht mehr anstrengend, nicht mehr nervig oder behindernd – sondern entfachte Begeisterung, sozialen Zusammenhalt, ermöglichte ein lang wirksames und nachhaltiges Abenteuer – und hinterließ bei allen Beteiligten die Gewissheit: Ich kann etwas, ich bin etwas und mein Dabeisein zählt.
Inklusion braucht Begeisterte. Braucht Wagemutige. Braucht Ehrgeiz, Spaß und Herausforderung. Braucht Unterstützer und Daran-Glaubende. Und manchmal auch eine Stiftung wie die Evangelische Stiftung Alsterdorf oder deren Tochterfirma, die den Rahmen dazu bietet. Dieses Mal war es die tohus gGmbH – und glauben Sie mir als Geschäftsführer: Es war für alle ein Vergnügen! In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch der All Inklusiv Crew für ihre Leistung und für unser aller Ermutigung!
Eckart Drews, Geschäftsführer der tohus gGmbH
16.06.2018 – Seit heute, Sonnabend 12 Uhr, sind die sechs Mitglieder der ALL INKLUSIV CREW mit der Startnummer 29 unterwegs: Vom Hamburger Fischmarkt 7500 Kilometer durch zehn Länder über die Lofoten, das Nordkap, Murmansk, St. Petersburg, Kaliningrad und wieder zurück nach Hamburg. Am 1. Juli muss das Ziel mit dem 26 Jahre alten VW-Bus T4 erreicht sein. Wir dokumentieren die 16 Tour-Tage des inklusiven Projekts mit Klienten, interessierten Mitbürgern und Sozialarbeitern aus Bargteheide in einem Logbuch mit immer neuen Texten und Fotos.
Aktuell vom 16.01.2019: Die Broschüre der ALL INKLUSIV CREW zum BSC
11.00 Uhr auf einem Parkplatz neben dem Hamburger Fischmarkt: mehr als 250 Teams aus ganz Europa und zahlreiche Neugierige schlendern über die Betonfläche, fachsimpeln über ihre Autos oder organisieren per Smartphone noch die letzten zu erledigenden Dinge. Wie Stefanie Dieck am roten Tour-Bus der ALL INKLUSIV CREW. Sie ist am frühen Morgen mit Ihrem Hund noch Gassi gegangen. Während der Tour bleibt er bei Freunden und die benötigen noch einige Ratschläge, glaubt sie.
Neben ihr steht Dennis Asaev: „Meine Stimmung ist perfekt, aber ich bin so aufgeregt, dass ich an die Fahrt noch gar nicht denke.“ Michael Glitza ist da schon ein wenig weiter: „Ich spüre ein angenehmes Kribbeln im Bauch und gehe davon aus, das wir alles gut schaffen können.“ Entspannt zeigt sich auch Krischan Sester-Stehn. Als ehemaliger Fernfahrer hat er es schon bis zum Polarkreis geschafft und will mit dem Baltic Sea Circle (BSC) die große Runde um die Ostsee jetzt vollenden und dabei Landschaft gucken und Leute kennenlernen.
Die größte Herausforderung, so die beiden Sozialarbeiter Jörn Brücken und Fabian Josten, wird die große Enge sein, sechs Menschen in einem Bus. Immerhin: Jedem steht für die Schlafenszeit ein eigenes Zelt zu Verfügung und in dieser Zeit hat jeder seine Ruhe und muss selbst sehen, wie er mit der Mitternachtssonne oder anderen Widrigkeiten fertig wird.
20.06.2018 – am Sonnabend geht es durch Dänemark nach Schweden. Am Sonntag dann eine Aufgabe aus dem Roadbook des BSC: den verschrotteten Tourbus der Popgruppe Abba finden. Die ALL INKLUSIV CREW trifft auf einen verwunschenen Kultplatz mitten im Wald, einen Autofriedhof im Kyrkö Mosse Moor.
Wenig später dann ein Schock: Am Bus ist die Kurbelwellen-Riemenscheibe abgerissen, vier Schrauben einfach weg. Per Abschleppwagen dann in eine Werkstatt, Krischan muss ran, die Werkstatt stellt ihm ihr Werkzeug zur Verfügung. Einen Tag später, am Montag um 17.30 Uhr, kann es weiter gehen. Die Crew will wieder Anschluss an das Feld des BSC gewinnen und fährt bis 2 Uhr morgens.
Am Dienstag erst einmal ausschlafen und dann durch den Tag und die helle norwegische Nacht am Arctic Circle Centre über den Polarkreis bis zur Fähre auf die Lofoten. Dort warten auch schon andere Teams. Die ALL INKLUSIV CREW hat den Anschluss an das Feld geschafft.
26.06.2018 – auf den Lofoten feiern die BSC-Teilnehmer eine Riesen-Party, dann kurz vor dem Nordkap wieder eine Panne. Die Ölleitung, die den Turbolader versorgt, hat einen Riss. Andere Teams halten und versuchen zu helfen – vergebens. Nur Krischan gibt nicht auf und schafft es. Die ALL INKLUSIV CREW kann weiter fahren.
Dann erreicht die CREW das Nordkap und hier ist endlich einmal eine richtige Pause fällig. Alle sind ausgehungert und benötigen Ruhe und etwas Vernünftiges zu essen. Für Letzteres ist Michael der richtige Mann. Er kocht vegetarisch und etwas mit Fleisch, damit alle zufrieden sind. Weiter geht es durch Finnland über die russische Grenze nach Murmansk.
Dort wartet eine weitere Aufgabe aus dem Roadbook des BSC: Das Auffinden des ersten atomar getriebenen Eisbrechers mit dem Namen LENIN im Hafen und die Dokumentation durch ein Foto. Zur Zeit ist die Crew auf der Fahrt nach St. Petersburg, nachdem bei der Suche nach einem Ersatzteil für den Bus wieder Zeit verloren ging. Wieder heißt es, Anschluss an das Hauptfeld finden. Heute um 10.30 Uhr ein Anruf von Jörn Brücken: Die Crew hofft in wenigen Stunden in St.Petersburg anzukommen – zur nächsten BSC-Party.
28.06.2018 – Crew und Bus erreichen St. Petersburg und legen dort erst einmal eine richtige Pause ein – in einem Hostel mit Betten, Vorhängen (endlich einmal nächtliche Dunkelheit!), einem Badezimmer und Zeit für individuelle Bedürfnisse.
Zwei Crewmitglieder bleiben im Hostel und versuchen Schlaf nachzuholen, zwei machen im wunderschönen St. Petersburg Sightseeing und die anderen beiden zieht es auf die WM-Fanmeile zum Spiel Nigeria : Argentinien. Am Mittwoch noch eine kurze gemeinsame Stippvisite ins Zentrum von St. Petersburg, dann geht es weiter nach Estland. Von 15 bis 20 Uhr folgt ein Stopp an der russisch-estländischen Grenze, die die Teilnehmer des BSC zum Anschauen des WM-Spiels Deutschland : Südkorea nutzen. Nach der WM-Pleite fährt die Crew mit getrübter Stimmung weiter. Immerhin: Um 22 Uhr Ankunft in der Hauptstadt Tallin – etwa 85 Prozent der Gesamtstrecke sind geschafft.
29.06.2018 – am Donnerstag wieder eine Aufgabe aus dem Roadbook des BSC. In der Nähe von Tallin soll ein Badesee gefunden werden. Ein Ort mit problematischer Vergangenheit. Im II. Weltkrieg und auch noch bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion gab es dort ein Gefangenenlager, auch GULAG genannt.
Heute sind dort noch Wachtürme zu sehen und mitten im See einige Ruinen, die dem See ein Ambiente zwischen bedrückender Vergangenheit und Spaßbaden geben. Nach einem Aufenthalt am Strand fährt die ALL INKLUSIV CREW weiter nach Lettland. Am frühen Abend trifft das Fahrer-Team in Riga ein und baut seine Zelte auf einem städtischen Campingplatz auf. Heute Morgen dann ein Stadtbummel und weiter geht es über Litauen, Kaliningrad und Polen wieder nach Hause.
Am Ziel ankommen wird das Fahrer-Team vermutlich am Sonntagnachmittag, so die Information des in Bargteheide verbliebenen Medien-Teams der ALL INKLUSIV CREW. Dieses Team hat die Öffentlichkeit in den vergangenen zwei Wochen über die Abenteuer der Crew auf dem Laufenden gehalten. Dafür ein herzliches Dankeschön!
1.07.2018 – Am Sonntag, Hamburger Fischmarkt bei strahlendem Sonnenschein: Die BSC-Fahrer der ALL INKLUSIV CREW sind nach 7500 Kilometern abenteuerlicher Rallye durch zehn Länder rund um die Ostsee wieder zu Hause – empfangen von Freunden, Familienangehörigen und der Geschäftsführung der tohus gGmbH.
Zuvor ein letzter nächtlicher Aufenthalt in der Nähe von Szczecin/Stettin an der polnisch-deutschen Grenze, dann die letzte Etappe. Endlich einmal darf die Autobahn benutzt werden. Bei einer Rast auf der A24 dann eine Kontrolle durch die Polizei, die die BSC-Helden mit Besuchern des Fusion Festivals (elektronische Musik auf dem Flugplatz Müritz) verwechselt. Ein kurzer Reisebericht löst bei den Männern und Frauen in Blau Begeisterung aus und Jörn Brücken darf die letzte Aufgabe aus dem BSC-Roadbook lösen: einen Polizisten hochheben und sich dabei fotografieren lassen.
Auf den letzten Kilometern zum Fischmarkt löst sich die Anspannung im Team, sowohl bei den Fahrern als auch bei den hier Gebliebenen, die so kontinuierlich für die spannende Berichterstattung gesorgt haben. Das Fazit: Beim BSC hat die ALL INKLUSIV CREW gezeigt, was möglich und total normal sein kann: Klienten mit psychischen Handicaps, Anwohner, Gewerbetreibende und Mitarbeiter der tohus gGmbH sammeln Spenden, verwandeln ein Schrottauto in ein funktionstüchtiges Rallyefahrzeug (zugegeben – mit kleinen Macken), fahren damit unter nicht eben leichten Bedingungen durch einen Gutteil Europa und versorgen den Rest der Welt über die Sozialen Medien fast jeden Tag mit Neuigkeiten von ihren Erlebnissen beim Baltic Sea Circle. Grandios!
6.06.2018 – Im Kleingartenverein Fuhlenstegen in Bad Oldesloe funktioniert das, was anderswo nicht immer funktioniert. Klienten der Psychiatrischen Tagesstätte Bad Oldesloe, die Kinder des Waldkindergartens Muckstutz und andere Besitzer von Kleingärten sind einfach gute Nachbarn, die einander unterstützen.
Heute ist auf den fast 1000 Quadratmetern Parzellengrund der Tagesstätte besonders viel los. „Brmm, brimm“, tönt es aus Kindermund, wenn die 3-6jährigen – begleitet von einer Filmkamera – mit kleinen Schubkarren voller Mutterboden von einem Autoanhänger zu einem nagelneuen Hochbeet fahren. Thomas Boy: „ Wunderbar, man muss sie einfach nur machen lassen. Sobald man Direktiven gibt, wird das nichts.“
Achtung! hier wird gedreht, lautet das Motto heute, denn die tohus gGmbH will der Öffentlichkeit mit einem Film einmal zeigen, wie Inklusion so richtig gut funktionieren kann. Das Hochbeet haben die Klienten in ihrer Werkstatt in der Bahnhofstraße 7 gebaut: Ein Prototyp, der in wenigen Wochen im Handel erhältlich sein wird. Jetzt steht er aufgebaut im Kleingarten und muss mit Mutterboden befüllt werden. Dafür hat sich die Tagesstätte Hilfe aus dem Waldkindergarten geholt, der hier ebenfalls eine Parzelle gepachtet hat. Erzieherin Ina von Burgsdorf: „Die Zusammenarbeit ist super. Die Kinder mögen die Klienten und die Klienten mögen die Kinder.“
Seit einiger Zeit schon sind die beiden zusammengelegten Parzellen der Tagesstätte zu einem Vorzeigeobjekt Stormarner Gartenkultur geworden: Zäune aus Weidengeflecht, ein filigran gefertigtes Gruppenhaus, zwei Schuppen und terrassenförmig angelegte Blumen- und Gemüsebeete mit Zwiebeln, Tomatenpflanzen, Kartoffeln, Erdbeeren, Gurken, Salat und einem Apfel- und einem Kirschbaum. Täglich schaut die Gartengruppe der Tagesstätte im Sommer nach dem Rechten, bewässert die Pflanzen und entfernt kleine Triebe, damit sich der Fruchtertrag steigert. Auch einige dieser Erzeugnisse sollen in der Bahnhofstraße verkauft werden.
Inzwischen sind die Bilder von der Zusammenarbeit der guten Nachbarn im Kleingartenverein Fuhlenstegen im Kasten, geschnitten und auf tohus-alsterdorf.de zu sehen:
10.05.2018 – Toller Sport und gute Begegnungen beim Fußball-, Volleyball- und Badminton-Turnier sozialpsychiatrischer Einrichtungen vom 2.-4. Mai 2018.
Wieder einmal ging die erste Fußballmannschaft der tohus gGmbH bei einem Turnier als Sieger vom Platz. Bei insgesamt 13 teilnehmenden Mannschaften gewann das tohus-Team-1 im Finale des 10. tohus-Cups 2:0 gegen das RehaCentrum Alt-Osterholz aus Bremen. Den 3. Platz erreichte Jugend hilft Jugend aus Hamburg, den 4. Platz HVO Querido aus Amsterdam (Niederlande) und den 5. Platz die zweite Mannschaft von tohus.
Für die tohus-Teams ein herausragender Erfolg. Verschwanden hoch getretene Bälle auf der Seite der schnell dahinfließenden Beste im vergangenen Jahr noch im Wald des Kurparks, hatten die Organisatoren des Turniers diesmal vorgesorgt. Dank aufgestellter Schilder mutierten Spaziergänger und eine Kindergartengruppe zu den kleinen Helden des Turniers. Insgesamt neun Fußbälle sammelten sie auf, brachten sie zurück und konnten dafür Freigetränke in Empfang nehmen.
Dank der Unterstützung durch SV Türkspor Bad Oldesloe e.V. beim Fußball-Turnier und durch den VfL Oldesloe und den Volleyball-Club Bad Oldesloe beim Badminton- und beim Volleyball-Turnier konnte der 10. tohus-Cup professionell und entspannt durchgeführt werden. Die Zeiten, als Seitenlinien noch mit Mehl markiert wurden, sind seit vielen Jahren vorbei. Erinnerungen daran lösen allenfalls noch ein Schmunzeln aus.
Bei den Badminton-Spielen in der Heinrich-Vogler-Halle traten 18 Doppel gegeneinander an. Bemerkenswert: Wenn ein Spieler oder eine Spielerin aufgrund einer Erschöpfung aussetzen musste, sprangen Spieler anderer Mannschaften ein. "Hier zeigt sich der lockere Sportsgeist, der den tohus-Cup ausmacht", so Koordinatorin Laura Jansen.
Im Finale setzten sich Birte Hofmann und Norman Lahr von RCB Bremen gegen Mitja Spaarwater und Thomas Pasternak von TSP Hamburg / RPK Bremen mit 21:9 eindrucksvoll durch. Dritte wurden Marco Gewert und Stefan Zintner von tohus.
Beim Volleyball standen insgesamt sechs Mannschaften auf dem Platz. Das Finale gewann Jugend hilft Jugend gegen Das RehaCentrum Alt-Osterholz aus Bremen. Den 3. Platz erreichte die Mannschaft von tohus-2. Ein Team war von der Stimmung beim 10. tohus-Cup so begeistert, dass sie im kommenden Jahr auch mit einer Fußball-Mannschaft dabei sein wollen.
Bei der Abschlussfeier gab es noch einmal einen satten Groove mit Rock, Country, Blues und türkischer Musik und alle waren sich darin einig, ein gelungenes Turnier gespielt zu haben.
20.04.2018 – Es ist ein Jubiläum. Zum zehnten Mal treten Mannschaften sozialpsychiatrischer Einrichtungen beim tohus-Cup in Bad Oldesloe in aller Freundschaft gegeneinander an. Anders als sonst gleich in drei Disziplinen: im Badminton, Volleyball und Fußball. Dabei sind Teams aus Bad Oldesloe, Neustadt, Travemünde, Rickling, Hamburg, Ravensruh, Bremen, Österreich und den Niederlanden.
Ein heißer Anwärter auf die Teilnahme am tohus-Cup war auch die Fußballmannschaft der Psychiatrischen Klinik Kolobrzeg (dt: Kolberg). Kolobrzeg liegt in Polen und ist eine Partnerstadt Bad Oldesloes. Eigentlich gibt es dort keine Fußballmannschaft, aber aus Begeisterung über die Einladung zum tohus-Cup wurde von Mitarbeitenden und Klienten schnell eine zusammengestellt und man begann zu trainieren. Jetzt hat die Mannschaft wegen logistischer Probleme abgesagt, will aber unbedingt im nächsten Jahr kommen.
Ein Hauptanliegen beim tohus-Cup ist natürlich Spaß und Sport auf gutem Niveau. Die Mitarbeitenden und Klienten der sozialpsychiatrischen Einrichtungen wollen aber noch mehr. „Mit diesem Turnier wollen wir dazu beitragen, in Stormarn inklusive Sportlandschaften zu etablieren“, sagt Laura Jansen, Koordinatorin des Events. Das heißt: Psychisch erkrankte Menschen gehören im Sport und auch in Sportvereinen wie überall im Leben gleichberechtigt dazu und trainieren wie alle anderen auch. Hier das Programm für das Turnier:
Volleyball und Badminton
Mittwoch, 02.05.2018 von 10 – 16 Uhr
Heinrich-Vogler-Halle (Großsporthalle) an der Theodor-Mommsen-Schule, Hamburger Straße 42, 23843 Bad Oldesloe
Fußball
Donnerstag, 03.05.2018 von 9 – 16 Uhr
Freitag, 04.05.2018 von 9 – 16 Uhr
Kurpark-Stadion, Am Kurpark 27, 23843 Bad Oldesloe
Auch Bad Oldesloes Bürgermeister Jörg Lemke hat sein Kommen zugesagt. Er hat sich vorgenommen, beim Fußball-Finale dabei zu sein. Und falls eine der beiden tohus-Mannschaften dieses Endspiel erreicht, heißt es für ihn natürlich Daumen drücken.
Weiterhin unterstützt wird der tohus-Cup von Türkspor Bad Oldesloe, vom Volleyball Club Bad Oldesloe, vom VfL Oldesloe und diversen Fußball-Schiedsrichtern. Und zum Abschluss des Turniers gibt es wieder die „After-Soccer-Party“ mit Live Musik und dem Food-Truck „Devil-Soups“ für den kulinarischen Genuss.
27.03.2018 – GARTEN-CONNECTION heißt ein neues Projekt der tohus gGmbH. Durch seine außergewöhnliche Schaufensterbeschriftung zieht es schon jede Menge Aufmerksamkeit auf sich.
Das 200 Quadratmeter große Ladengeschäft liegt zentrumsnah in der Bad Oldesloer Bahnhofstraße 7. Wer durch die Scheiben hineinschaut, sieht rohe Rotklinkerwände künstlerisch mit Lehm verputzt und Menschen, die sägen, schrauben, fräsen und polieren. Im vorderen Teil des 200 Quadratmeter großen Geschäfts steht zur Ansicht schon das, was Kunden demnächst hier kaufen können: Hochbeete für den Garten, ausgekleidet mit Noppenfolie und unten gegen Maulwürfe und Mäuse mit einem Gitter gesichert. Fein polierte Gartentische aus sibirischer Lärche für große und kleine Zusammenkünfte sowie attraktive Sitzbänke, die garantiert Jahrzehnte halten.
GARTEN-CONNECTION verfolgt gleich mehrere Ziele: Menschen aus Bad Oldesloe und Umgebung qualitätsvolle Outdoor-Möbel anzubieten, Klienten der Psychiatrischen Tagesstätte Bad Oldesloe durch sinnvolle Arbeit zu qualifizieren und zu gesundem Selbstbewusstsein zu verhelfen sowie eine inklusive Begegnungsstätte mitten in der Stadt zu schaffen, in der sich Klienten, Kunden und Mitarbeitende der tohus gGmbH gern aufhalten und miteinander ins Gespräch zu kommen. Über nützlichen Holzprodukte, über die Erfahrungen mit der fachgerechten Restaurierung des ehemals so feuchten Ladengeschäfts, aber vielleicht auch über psychische Erkrankungen.
Thomas Boy, gelernter Zimmermann und Klient in der Tagesstätte: „Wir verbessern uns mit jedem Tag. Damit die Kunden zufrieden sind, aber auch, damit wir unser Wissen an andere Klienten weitergeben können. Wir sind ein Team und lernen voneinander.“ Ein erster Klient hat durch diese Unterstützung der tohus gGmbH bereits den Wiedereinstieg in den 1. Arbeitsmarkt geschafft, nachdem er dort vor einiger Zeit wegen Depressionen nicht mehr mithalten konnte, erzählt Projektleiter und Ergotherapeut Jochen Knoch. Ein anderer ist jetzt so stabil, dass er nach einigem Auf und Ab von einer Wohngemeinschaft der tohus gGmbH in eine eigene Mietwohnung ziehen konnte und sein Leben dort ganz eigenständig gestaltet.
Wenn GARTEN-CONNECTION im Frühsommer mit einem Produktionsteam und einem Verkaufsteam offiziell eröffnet, kommen zum bisherigen Angebot noch weitere Produkte dazu, Fruchtiges und Leckeres aus den beiden Kleingartenparzellen der Tagesstätte Bad Oldesloe. Eines ist schon jetzt klar: Die Stadt darf sich über eine neues Juwel in der Bahnhofstraße freuen.
13.02.2018 - Auch den EPPENDORFER, Zeitung für Psychiatrie und Soziales, hat inzwischen die Euphorie über die Bargteheider ALL INKLUSIV CREW gepackt. Das überrascht nicht, denn das Projekt ist im besten Sinne inklusiv. Hier der Bericht:
EPPENDORFER: Einmal Nordkap und zurück
Um die Teilnahme am Baltic Sea Circle rund um die Ostsee in diesem Sommer zu gewährleisten, bereiten etwa 20 Frauen und Männer das Unternehmen vor: Die Straßensozialarbeiter der gemeinnützigen tohus GmbH, die im Auftrag der Stadt in den Straßen Bargteheides unterwegs sind, psychisch erkrankte Menschen aus der Umgebung und andere Interessierte. Die Klientinnen und Klienten, wie die psychisch erkrankten Menschen in der Fachsprache oft genannt werden, sind ehemalige Physiker, Drucker, Einzelhandelskaufleute, Maschinenbauschlosser und Sicherheitsdienstmitarbeiter, deren Lebensbahnen irgendwann einmal einen Knick bekommen haben.
Viele von Ihnen leben jetzt in Wohnungen mit sozialpädagogischer Unterstützung, gehen in Psychiatrischen Tagesstätten einer Beschäftigung nach und suchen nach neuen Perspektiven. Genau das ist das Anliegen der ALL INKLUSIV CREW: in einem Inklusionsprojekt mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern - ob erkrankt oder nicht erkrankt - auf Augenhöhe etwas Neues wagen und Selbstwirksamkeit erfahren. Deshalb schrauben und schweißen sie, um ihren ehemals fast schrottreifen VW-Bus fit für die Fahrt zu machen und begleiten diese Arbeiten mit Social Media Aktivitäten.
10.02.2018 - Zur Vorbereitung des Baltic Sea Circles hat die ALL INKLUSIV CREW aus Bargteheide vor einigen Wochen mit dem Schrauben an ihrem Bus begonnen. Die ersten Schritte: Löcher im Bodenblech wurden zugeschweißt und die Bremskötze erneuert – dokumentiert vom SAT1 Nord Fernsehen und vom NDR Schleswig-Holstein-Magazin.
Jeden Freitag hocken die Bargteheider Streetworker der tohus gGmbH und psychisch erkrankte Menschen mit technischem Know-How jetzt in der Villa Wacker, um ihren abgetakelten rot-weißen VW-Bus fit für den Baltic Sea Circle zu machen: Bremsen zerlegen, Motor neu wiederaufbauen und vieles mehr. Am 16. Juni 2018 werden über 250 Teams bei der Rallye am Hamburger Fischmarkt starten und spätestens am 1. Juli wieder zurück sein – jedenfalls wenn alle durchhalten. Unter ihnen auch Mitglieder des Bargteheider Inklusionsprojekts. Die Strecke führt über das Nordkap, Murmansk, St. Petersburg, Kaliningrad und wieder zurück nach Hamburg. Im Folgenden der Bericht vom NDR Schleswig-Holstein-Magazin:NDR SH-Magazin: Bargteheider fahren ALL INKLUSIV ans Nordkap
Teilnahmevoraussetzungen für die Teilnahme am Baltic Sea Circle sind ein mindestens 20 Jahre alter fahrbarer Untersatz, der Verzicht auf GPS-Navigation und Autobahnen, vor allem aber eine große Portion Enthusiasmus und natürlich die gar nicht so leicht zu bekommenden Visa für die Fahrt durch Russland. Allerdings benötigt die ALL INKLUSIV CREW für die Reparatur des Busses, Teilnehmerkosten für die Rallye und für die mediale Begleitung inklusive Laptops noch Spenden. Auch kleine Summen helfen.
Das Spendenkonto:
Ev. Stiftung Alsterdorf
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE32 2512 0510 0004 4444 02
BIC: BFSWDE33HAN
Stichwort: ALL INKLUSIV CREW
Folge uns auf: Facebook/All Inklusiv Crew und Instagram/all_inklusiv_crew
Weitere Informationen zur ALL INKLUSIV CREW gibt es bei:
Fabian Josten, 01 70.330 13 96 oder Jörn Brücken, 01 70.916 14 49
Info-Flyer ALL INKLUSIV CREWUnterstütze die ALL INKLUSIV CREW mit Spenden
30.01.2018 - Im Wohngebiet zwischen Bahnlinie, Lübecker Straße und B75 mit den beiden Hochhäusern Im Hölk/Poggenbreeden herrscht Aufbruchsstimmung. Jetzt wurden die Ergebnisse einer aktivierenden Befragung vorgestellt.
Zwei Wochen lang sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Plan B“ vom Quartiersentwicklungsprojekt Q8 unter Beteiligung der tohus gGmbH von Haus zu Haus gegangen und haben Wartende an der Bushaltestelle und vor der Bäckerei angesprochen oder im kleinen Büro von Plan B in der ehemaligen Geschäftszeile hinter dem Sozialkaufhaus der AWO interviewt. Dabei konnten Antworten von etwa 150 Anwohnern erfasst werden. Das Ziel: Probleme zu lösen und das Wohnen für alle lebenswerter zu machen.
50 Anwohner kamen zur Bekanntgabe der Ergebnisse im Haus der Begegnung der evangelischen Kirche zusammen und diskutierten. Dabei auch der Bad Oldesloer Bürgermeister Jörg Lembke, Boris Bouchon von der Jugendarbeit der Stadt, Maria Herrmann von Q8, Mitarbeitende des Abenteuerspielplatzes ERLE, Pastor Volker Hagge, viele ehrenamtlich Engagierte und Mitarbeitende der tohus gGmbH.
55 Teilnehmer an der aktivierenden Befragung vertraten die Ansicht, die Wohngegend sei ruhig und schön. 45 lobten die Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft. Negativ äußerten sich 18 Beteiligte über Ruhestörung besonders im Bereich der Hochhäuser Im Hölk 2 und Poggenbreeden 2. 16 beklagten den schlechten baulichen Zustand der Häuser, 12 mal wurde sogar deren Abriss gefordert.
Zum Ende der Anwohnerversammlung gründeten sich zwei Arbeitskreise: Eine mit dem Thema „Wie möchte ich leben, wenn ich alt bin?“ und die andere mit dem Thema „Welche Möglichkeiten bietet der Treffpunkt Plan B für die Zukunft?“ Wir werden Sie weiterhin informieren.
Lübecker Nachrichten vom 27.01.2018Hamburger Abendblatt vom 27.01.2018
16.01.2018 – Seit zwei Monaten schon fallen in den beiden Hochhäusern in den Straßen Im Hölk und Poggenbreden immer wieder die Heizung und die Warmwasserversorgung aus. Am Montag gab es durch eine Suppenküche Unterstützung.
Wasser dringt in die Wohnungen, es ist kalt, die Bewohner frieren, aber die Hausverwaltung kümmerte sich anscheinend nicht. Ein Anlass für Maria Herrmann vom Quartiersprojekt Q8, ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der tohus gGmbH die Initiative zu ergreifen. Sie organisierten mit Hilfe des Arbeiter-Samariter-Bundes eine mobile Kochstelle mit heißer Suppe, um die Bewohner zu versorgen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Situation zu lenken. Ein Angebot, das erst zögerlich, dann immer stärker von den Mietern genutzt wurde.
Ärgerlich ist man am Stand der Suppenküche über die Verwaltung des Hauses: über die alte und auch die neue. Erst zum 1. Januar hat die Adler Real Estate AG die Verwaltung übernommen. Sie konstatiert fünf Schäden von denen zwei bereits behoben seien. Die drei anderen sollen bis zum Wochenende repariert werden, so die Information der Firma. Gut wird deshalb noch lange nicht alles sein. Kürzlich dokumentierte Maria Hermann in der Wohnung einer jüngeren Mieterin feuchte Wände und Schimmelbildung.
Auch die Medien interessierte das Thema: Stormarner Tageblatt, Lübecker Nachrichten, MARKT, Hamburger Abendblatt, NDR-Fernsehen und SAT1 berichteten.